Programme für Ensemble

Zwischen Kerker & Krone

„Diese Menschenrasse ist schwer zu Regieren; dazu bedarf es größerer Klugheit als in Staatsgeschäften!“

(Friedrich der Große, König in Preußen über seine Musiker)

 

Als Leibeigene verfolgt, als Helden gefeiert, als Wunderkinder bestaunt, mit Füßen getreten, in Freundschaft verbunden, von Häschern gehetzt, mit Gold überhäuft, von Arroganz getrieben, von Eifersucht zerfressen, schwer zu regieren, unmöglich zu beherrschen doch leicht zu verführen: Fürsten und Musiker hatten es nicht immer leicht mit einander.

 

Auf der einen Seite gottgleiche Macht, unermesslicher Reichtum und unermüdliches Streben nach Schönheit und Kunst, auf den anderen Seite göttliche Begabung, unermessliches Wissen und Streben nach Anerkennung und Status. Die gegenseitige Abhängigkeit hatte sich tief in ihr Verhältnis eingegraben und die Musik war ein unlösbares Band, das Freundschafen wie Feindschaften begründete. In ihr trafen sich Vorbild und Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse – und dort wurden sie auf subtile Weise in Frage gestellt.

 

„Zwischen Kerker und Krone“ ist eine Collage von Musik des Barock bis zur Frühromantik in Kombination mit Episoden, Fakten und Berichten zeitgenössischer Quellen, die Schlaglichter auf das vielschichtige Verhältnis von Fürsten und Musikern werfen. Briefe, Zeitungsartikel, Dienerakten und Polizeiberichte stehen im Wechsel mit freier Moderation, sodass Musik und Erzählung in lebendiger Atmosphäre unmittelbar auf einander reagieren.

Besetzung

Flöte, Horn, Violine, Viola, Violoncello


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Signale

Der Weg des Signals vom Urklang in die Kunstmusik

Signale – vom gellenden Angstschrei vorgeschichtlicher Zeit bis zum lautlosen elektrischen Impuls unserer hochtechnisierten Welt reichen sie tief in unser kommunikatives Repertoire.

 

Signale warnen - schützen - verängstigen; rufen zum Aufbruch und künden von Heimkehr, markieren die Reiche von Göttern und Kaisern, befehlen Menschen wie Tieren, begleiten das Leben und Sterben.

 

Signale haben einen uralten Verstärker: das Horn. Kein Instrument ist so unlösbar mit ihnen verbunden wie dieses Machtsymbol aus dem Tierreich.


Hornsignale aus vier Jahrtausenden zeigen den Weg vom einzelnen Ton hin zu einer unverwechselbaren musikalischen Metapher der Romantik und ihren Weg in die Gegenwart. Im Kontrast zwischen archaischen Klängen und klassischen Werken kann der Hörer erleben, auf welche Weise der Urklang seinen besonderen Platz der Kunstmusik gefunden hat und zum werden konnte, was Robert Schumann als die Seele des Orchesters bezeichnet hat.

 

Besetzung
Ensemble: 2 Flöten, 4 Hörner, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass
Kammerorchester: 2 Fl, 4 Hr, Streicher 5/4/3/2/1


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Meister der Leidenschaft

Nachdem die gefühlsberauschten Entdecker des galanten Stils die schroffe Felsküste barocker Kontrapunktik erleichtert hinter sich gelassen hatten...

...konnten die eifrigen Kartenzeichner dieser erwartungsfrohen Pioniere schon bald neue Eilande auf ihrem musikalischen Globus verzeichnen. Zwar hielten deren liebreiche Küstenstriche den tektonischen Bewegungen jener Zeit nicht lange stand, doch als die Grazie im Aufruhr der tosenden Meere versank, konnten ihre Früchte lange genug auf den unruhigen Wassern treiben, um auf dem vulkanischem Gestein eines gigantischen, aus den Tiefen aufsteigenden sinfonischen Kontinentes erneut Wurzeln zu schlagen.

 

Im Hochbarock wurde die Wissenschaft der Musik von ihren Großmeistern zu kaum noch nachvollziehbaren Höhen getrieben. Ihre Nachfolger wandten sich von der „Verwissenschaftlichung“ der Musik ab, um dem Gefühlsausdruck neue Bahnen zu brechen. Die Formensuche der empfindsamen Pioniere führt uns auf zwei prominenten Wegen zu den Großmeistern der Wiener Klassik: Auf einen gelangen wir von Carl Phillip Emanuel Bach zu Joseph Haydn, auf dem anderen von Johann Christian Bach zu Wolfgang Amadeus Mozart. Sowohl Haydn als auch Mozart galt jeweils einer der Bachsöhne als Vorbild und beide haben in den empfindsamen Komponisten ihre Lehrmeister gesehen.


In dem Programm Meister der Leidenschaft stellen wir die experimentelle, aufgewühlte Musik der beiden Bach Söhne in den Kontrast zu der perfekten Ausgeglichenheit der Goldbergvariationen (mit noch größerem Schwergewicht: Die Kunst der Fuge) ihres Vaters, um die eruptive emotionale Kraft ihrer Musik über den Konzertverlauf hinweg erlebbar zu machen.

 

Der erste Teil ist Carl Phillip, der zweite Johann Christian Bach gewidmet. Am Ende des jeweiligen Konzertteils steht ein Satz aus einer Sinfonie ihrer jeweiligen „Meisterschüler“ Haydn und Mozart. Hier steht die Frage im Raum, ob die These der Altmeister „Musik als Wissenschaft“ und die Antithese ihrer Söhne „Musik als Gefühl“  in der klassischen Sinfonie zu einer Synthese gefunden haben.


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Geraubte Küsse, gestohlene Herzen

Treffen Amors Pfeile ins Herz sind Götter wie Menschen machtlos – ausgeliefert dem eigenen Begehren und der Begierde des anderen.

So wurde schon Pluto zum Opfer der Venus durch Amors Pfeil und die klagende Proserpina wiederum zum Opfer des Pluto, der sie in den Hades entführt.  Doch die Früchte der Unterwelt waren verlockend, und hätte Proserpina nicht die Kerne des Granatapfels gekostet, sie hätte gerettet werden können. Die Geschichte endet mit einem Kompromiss: Proserpina steigt für eine Jahreshälfte hinab und herrscht in der Unterwelt; während dieser Zeit herrscht auf der Erde fruchtloser Winter.

Bereits in der Mythologie ist die Beziehung der Geschlechter von List, Raub und Gewalt geprägt, doch scheint die Grenze zur Liebe und Hingabe nicht immer eindeutig zu verlaufen: Rom wäre vermutlich schon kurz nach seiner Gründung untergegangen, hätte Romulus nicht mit einer List die Sabinerinnen geraubt. Doch waren es die Töchter selbst, die sich der späteren Rettung durch ihre Väter widersetzten, um bei den neuen Gatten zu bleiben.


In Geraubte Küsse, gestohlene Herzen spürt die Compagnia di Punto den Ränken der Liebe nach. Nachtmusiken von Joseph Haydn und Antonio Rosetti umrahmen Arien aus Opern Mozarts, in denen Frauenfiguren von List und Lust, Wohl und Wehe der Liebe singen.

Besetzung

Sopran, Sprecher, 2 Flöten, 2 Hörner, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass

Durch eine intelligente Kombination von verschiedenen Musiken aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen entsteht plötzlich eine neue Situation. Solche Umdeutungen und neuen Sichtweisen wünscht man sich als Programmgestalter eines Festivals viel mehr noch als bloße Repertoire- und Tourneeprogramme, die zwar in der Regel gut einstudiert sind aber oft auch nichts Neues bieten.

Richard Lorber, Redakteuer der Alten Musik beim WDR in Zwischentöne.


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"Trovatello" oder "Das Rätsel Rosetti"

Der junge Graf zu Oettingen Wallerstein ahnt noch nicht, wer der ausgeraubte und hilflose Mann ist, den er 1773 in einem Wald nahe seinem Schloss findet...

... ebensowenig, dass ihn selbst nur noch ein Jahr von einem Ereignis trennt, dass ihn in tiefste Trauer und seine berühmte Hofkapelle in vollkommene Ungewissheit stürzen sollte. Schon bald steht dieser Findling als Antonio Rosetti an der Spitze ebenjener Hofkapelle zu Oettingen-Wallerstein und hält dem Grafen durch alle Wirrnisse hindurch die Treue. Mit Klängen und mit Worten erzählt die Compagnia di Punto von zwei auf besondere Weise verwobenen Schicksalen, vor deren Hintergrund eine Musik von ganz eigenem Colorit entstanden ist.


In enger Verbindung zu unserer zweiten CD „Trovatello“ ist die Idee zu diesem Kammermusik-Pasticcio entstanden. Berichte der Zeitgenossen Rosettis, Briefzitate und Ausschnitte der Novelle „Concert spirituel“ von Hans Joachim Schädlich leuchten das Rätsel Rosetti facettenreich aus.

Die Besetzung ist variabel von 6-11 Spielern.
Flöte, 2 Hörner, Violine, Viola, Violoncello
2 Flöten, 2 Hörner, 2 Violinen, Viola, Violoncello Kontrabass


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Beethoven Salonmusik

Gelegenheitsarbeiten waren nicht gerade die Sache Ludwig van Beethovens; was ihn jedoch nicht davon abgehalten hat ab und an doch für bestimmte Anlässe zu komponieren.

Zu seinem Ärger war der Erfolg des ein oder anderen Werkes viel größer als es ihm lieb war, doch die Geringschätzung des Meisters selbst konnte das Publikum nicht davon abhalten auch seine verstoßenen Kinder innig zu lieben. Ähnlich ging es Beethoven mit den Bearbeitungen seiner Kompositionen: Zwar konnte er niemandem verbieten sie zu schreiben, jedoch verbat er sich mit deutlichen Worten die Arrangements unter seinem Namen zu verkaufen.


Arrangements und Gelegenheitsarbeiten waren im 18. Jahrhundert so selbstverständlich wie es für uns heute normal ist ein Radio oder einen CD Player einzuschalten. Ludwig van Beethoven sind im Schatten seiner großen Würfe zauberhafte Meisterwerke von ganz besonderem Charme gelungen. Sein Freund und Schüler Ferdinand Ries beweist, dass auch eine große Sinfonie durch ein gekonntes Arrangement auf Salongröße reduziert, nichts an Kraft und Tiefe verliert. Mit einem Augenzwinkern stellen wir uns mit „Beethoven Salonmusik“ auf die Seite des Publikums – um zugleich dem Meister zu Füssen zu liegen.


Besetzung: Flöte, 2Hörner, 2 Violinen, 2 Violen, Cello, Kontrabass
Variante: Klavier, Flöte, Hörner, 2 Violinen, 2 Violen, Cello, Kontrabass

 


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